Article by Janina Lebiszczak

Irgendwo in IDAHO

Von Alpha-Männchen und Power-Schwestern: Am 17. Mai wird der Internationale Tag gegen Homophobie, kurz IDAHO-Day zelebriert. In ihrer Kolumne nimmt euch unsere Redakteurin Janina mit auf eine Reise hinter den Regenbogen, bis ins Büro und zurück.

OK, ich bin kein Boomer, aber wahrscheinlich nicht immer korrekt und weit entfernt von woke. Darf ich das? Ich finde, ich darf. Ich war schon eine „Fag Hag“, lange bevor man sich als „Ally“ für die Rechte der LGBT+ Community stark machte, lange bevor diese Community so hieß und immer mehr Buchstaben dazu kamen. Fag Hag, das bezeichnet eine heterosexuelle Frau, die sich der schwulen Gemeinde verbunden fühlt. Ursprünglich negativ konnotiert, davon habe ich aber wenig bemerkt. Auch dieser Blog enthält Formulierungen, die sich nicht am Zenit des Zeitgeists befinden. Vielleicht bin ich unsensibel. Vielleicht stand es für mich nie zur Debatte, dass Heteronormativität das ultimativ Gelbe vom Ei ist. Oder ich bin einfach bloß privilegiert genug, dass ich in einem Umfeld heranreifte und lebe, in dem das Geschlecht keine große Rolle spielt. Das gilt auch für mein Berufsleben. Ich mache – seit ich arbeite – etwas mit Medien. Und etwas mit Werbung. Und etwas mit Kunst, ein wenig. Surprise, Surprise: Wo Horizonte offen sind, stören Regenbogen nicht. Im Gegenteil.

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UNTER ALPHA-GAYS

Doch auch für mich gab es ein erstes Mal: Als ich mit 20 Lenzen und in einem rosa Netzpulli den damals einzigen Gay Club der Nation betrat, wähnte ich mich tatsächlich im Himmel, pardon: Heaven. Inmitten dieser Unverklemmtheit fühlte ich mich sauwohl. Der Backstage-Bereich mit reichlich StoliBoli und Sextalk wurde zu meinem Wohnzimmer, wir feierten die Nächte durch, es entstanden Freundschaften fürs Leben. Und nicht wenige der Jungs, die damals in den Katakomben des Clubs halbseidene Dinge trieben, tranken und inhalierten, sind heute die mächtigsten Schwulen Österreichs. Werber, Gastronomen, Veranstalter, Hoteliers, Kunstsammler, Marketing-Pros, echte Alpha-Männchen, echte Power-Schwestern. Ob die sich jemals in jungen Jahren am Arbeitsplatz outen mussten? Ob sie gemobbt oder zumindest bespöttelt wurden? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Aber nur weil man sich etwas nicht vorstellen kann, heißt das bekanntlich noch lange nichts.

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BITTE MIT RAHM

Vielleicht habe ich deshalb Ja gesagt, als mich Freund aus Deutschland fragte, ob ich mich im Rahmen von RAHM als eine Art Arbeits-Ally betätigen möchte. RAHM das hat in dem Fall nix mit Fisolen zu tun, RAHM ist eine globale Gemeinschaft von LGBTIQ+-Führungskräften. Jeder ist willkommen – vom motivierten Einsteiger bis zum Top-Executive. Mann, sind die alle auf Zack! Beim ersten Zoom-Meeting dachte ich, ich bin in einer UNO-Sondersitzung gelandet, so viele begabte, gebildete Menschen aus aller Herren Länder zwischen Japan, Kanada und Kenia. Und mittendrin das straighte Schmuddelkind, noch dazu selbstständig. Welches sich nun für Gleichbehandlung und Chancen am Arbeitsplatz einsetzt und versucht ein bissl Humor in die Sache zu bringen.

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HAUPTSACHE LEIWAND

Mal sehen, wohin diese Reise führt. Vielleicht schärft sie ja meine Sinne wieder für etwas, das ich als selbstverständlich betrachtet habe. Trans? Lesbisch? Inter? Queer? Asexuell? Mir egal – hauptsache du bist in Ordnung als Mensch. Jede:r will doch einfach nur als das wahrgenommen werden, was er/sie ist. Ich etwa mag Penisse. Das habe ich mit meiner schwulen Family gemeinsam. Im Heaven treffen wir uns nicht mehr, aber dafür immer wieder im Job. Auf gleichbleibend großartigem Niveau. Warum manche Menschen Andersliebende abwerten, entzieht sich meinem Verständnis davon, wie die Welt aussehen sollte. Die sexuelle Identität hat keine Auswirkung auf Charakter und Moral. Nur Charakter und Moral haben Auswirkungen auf Charakter und Moral. Der Internationale Tag gegen Homophobie ist auch eine Erinnerung daran.

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