Article by Magdalena Mösenlechner

Von Sucht zu Sucht: Dolores Schmidinger und Vlada Mättig

Alkoholmissbrauch ist ein Tabu-Thema. Weibliche Alkoholikerinnen ebenso. Über Erfahrungen mit Gewalt wird nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Aber nur durch einen offenen Diskurs können wir Probleme erkennen und alte Wunden heilen. Schauspielerin und Kabarettistin Dolores Schmidinger hält nicht viel von Tabus. Gemeinsam mit der Sobriety-Mentorin Vlada Mättig erörtert sie, welcher Schmerz mit Alkohol betäubt wird und wie die Soberness-Bewegung auch in der Kulturszene Einzug hält.

Dolores Schmidinger ist österreichische Schauspielerin und Kabarettistin. In ihrem neuen Buch „Hannerl und ihr zu klein geratener Prinz“ taucht sie in die Untiefen ihrer Familiengeschichte ein. Sie erzählt dabei über Mitläufertum, Lebensträume und Traumata, die sie mitunter zum Alkohol führten.

Vlada Mättig fand ihren Weg aus der Alkoholabhängigkeit und begann ein Mentoring-Programm, um andere zu unterstützen. Gemeinsam mit Katharina Vogt erzählt sie in ihrem Buch „Rauschlos glücklich: Auf die Freundschaft und das Leben ohne Alkohol“, warum ein Leben ohne Alkohol keinen Verzicht bedeutet.

Dolores und Vlada geben im Gespräch mit The Wild Golden Egg-Gründerin Sabine tiefe Einblicke in die Themen Sucht und Traumata. Den ganzen Talk könnt ihr in unserem Podcast nachhören.

 

Der letzte Drink

 

Sabine: Wann habt ihr euren letzten Vollrausch gehabt?

Vlada: Das war einen Tag, bevor ich nüchtern geworden bin, am 12. September 2017. Ich hatte nur selten Blackouts, weil ich schon immer viel getrunken und viel vertragen habe. Jahrelang bin ich überhaupt nicht mit meinem Konsum aufgefallen. Das ging über zehn Jahre. Zuerst war ich nur psychisch abhängig und am Ende im letzten Jahr, war ich auch körperlich abhängig. Da hatte ich Entzugserscheinungen wie Händezittern oder dass ich mich an Absprachen nicht mehr erinnern konnte.

Dolores: Was war der Auslöser des Alkoholismus? Warst du unglücklich? Bei mir war es nämlich die Angststörung, die ich seit dem Missbrauch in meiner Kindheit habe.

Vlada: Ich glaube, es gab mehrere Auslöser. Es gab nicht den einen Grund, weswegen ich getrunken habe. Zum einen bin ich in einer Familie groß geworden, in der Alkohol immer präsent war, Zu jedem Geburtstag, zu jeder Feierlichkeit, an Weihnachten – es gab immer Alkohol. Es kam auch hinzu, dass bestimmte Situationen mich unglücklich gemacht haben, wie etwa Mobbing in der Schule. Dann gab es viele familiäre Probleme, die ich mir als Tochter ans Herz genommen habe. Das waren verschiedene Puzzleteile, die letztendlich dazu geführt haben, dass ich abhängig geworden bin. Ich habe Alkohol genutzt, um Gefühle nicht mehr zu spüren.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Dolores: Ich hatte den letzten Rausch 1989 am 21. April. Ich versuchte mit einer Ärztin immer wieder zu Hause zu entziehen. Aber letztlich war der Auslöser, dass ich solche Schuldgefühle hatte. Ich habe damals sehr viel Theater gespielt und für Film und Fernsehen gedreht. Einmal hatte ich einen Unfall und bin zu spät ins Theater gekommen. Die meinten dann, „Die ist besoffen.“ Ich war damals aber zufällig nicht betrunken. Außerdem wurde ich auch langsam älter. Mit 41 Jahren sieht man die Trinkerei dann schon im Gesicht.

Das Tabu um den Rausch

 

Sabine: Männer und auch Frauen trinken in Österreich sehr viel, aber bei uns ist das irgendwie tabuisiert. Ihr gehört zu den wenigen Menschen, die so offen darüber reden. Warum glaubt ihr, ist das so ein Tabuthema?

Vlada: Was mich ganz lange davon abgehalten hat, mir Hilfe zu suchen, ist ein bestimmtes Bild, dass wir von Alkoholikern haben. Wenn wir an eine Person denken, die abhängig ist, denkt man typischerweise immer an einen Mann vorm Supermarkt, der wirklich bettelarm ist und sein Leben überhaupt nicht mehr im Griff hat. Das war das Bild, was ich hatte. Das ist aber ein ganz, ganz kleiner Bruchteil von der tatsächlichen Menge an abhängigen Menschen. Das sieht eigentlich ganz anders aus und das weiß ich jetzt durch meine Arbeit. Das Bild der Abhängigkeit sind Menschen wie du und ich. Mein Gesicht ist das Bild einer abhängigen Frau.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Dolores: Als ich 20 war – das war in den 1960ern – da haben wir nur gesoffen. Wien ist provinziell und war immer ein bisschen hinten nach. Trinken war kein Tabu. Ein jeder hat damals getrunken und das war schick. Mein Bankbeamter hatte Cognac im Büro und sagte: „Wollen’s was trinken?“ Das war eine Selbstverständlichkeit, und du hast es gar nicht so wahrgenommen. Ich muss sagen, das ist tausend Mal besser geworden. Also meine Kollegen am Theater trinken nichts mehr. Es ist nicht mehr in Mode in unseren Kreisen.

Die Soberness-Bewegung

 

Sabine: Es kommt eine Bewegung auf uns zu und ich merke das auch schon länger – die Soberness-Bewegung. Was sagt ihr dazu?

Vlada: Letztendlich kommt die Bewegung aus Großbritannien und den USA. Sober heißt ja nüchtern. Die Bewegung heißt wir feiern das Nüchternsein, denn wir sind auch nüchtern auf die Welt gekommen. Unsere Körper sind nicht dazu gemacht, sich permanent mit Nervengift zu vergiften. Sprich Nüchternheit ist unser Urzustand. Der Zustand, in dem wir unsere Erfüllung leben können und glücklich sein können, aber auch die Höhen und Tiefen des Lebens genießen dürfen.

Was diese Bewegung erreichen möchte, ist, dass sich Menschen trauen aufzuhören, bevor sie abhängig werden. Oder wenn sie schon abhängig sind, dass sie die Reißleine ziehen und aussteigen. Ich falle nicht aus der Gesellschaft heraus. Ich bin trotzdem keine Spaßbremse, sondern ich gehöre zum Leben dazu und feiere mein Leben.

 

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Dolores: Ich bin eine sehr pragmatische Frau und ich glaube, heute, in der Realität ist Nüchternheit sehr schwierig. Wie hältst du die Gesellschaft nüchtern aus? Ihr macht Yoga. Ich mache nicht Yoga, weil eh ich nicht so Yoga-affin bin und auch mit Meditation nichts zu tun habe.

Sabine: Ja, du nimmst Benzos.

Dolores: Genau, ich fress Benzos. Nicht in großen Mengen, aber ich bin dieser Gesellschaft nüchtern nicht gewachsen. Ich ziehe auch Cannabis dem Trinken vor, weil die Wirkungen weniger arg sind als bei Alkohol. Eine Lösung wäre die Legalisierung von Cannabis. Alkohol hingegen gehört limitiert verkauft.

Mit Mentoring weg vom Alkohol

 

Sabine: Du hast ein Unternehmen gegründet, wo du ein Mentoring-Programm anbietest für Menschen, die auf dem Weg zur Nüchternheit sind. Was beinhaltet dieses Programm?

Vlada: Es beinhaltet zum Beispiel Gruppengespräche. Ich bin ausgebildete psychologische Beraterin und Life-Coach und ich arbeite acht Wochen in der kleinen Gruppe, wo wir bestimmte Themen bearbeiten. Was steckt hinter dem Alkoholkonsum? Welche Bedürfnisse stecken dahinter? Wie bist du groß geworden? Was waren da die Strukturen? Was möchtest du für dich und wie möchtest du dein Leben letztendlich nüchtern leben? Was hilft dir dabei?

Sabine: Die Frauen, die zu dir kommen, müssen dann schon an einem Punkt sein, wo sie sich sagen, dass es zu viel ist.

Vlada: Genau. Sie merken dann schon, dass sie von allein nicht mehr aufhören können oder dass sie den Alkohol instrumentalisieren. Also dass der Alkohol einen Zweck erfüllt, und nichts mehr mit Spaß zu tun hat. Sie fühlen sich aber meist noch nicht so weit, eine Selbsthilfegruppe, einen Therapeuten oder eine Klinik aufzusuchen.

“Ich bin dieser Gesellschaft nüchtern nicht gewachsen.” – Dolores Schmidinger

Kein Alkohol – Keine Spaßbremse

 

Sabine: Du sagst, du hast mehr Spaß als damals mit Alkohol. Wie ist das, wenn du ausgehst und Freunde triffst?

Vlada: Das Witzige ist früher war ich in Kreisen unterwegs, die getrunken haben. So habe ich mir auch meine Freunde ausgesucht. Aber die Freunde, die schon immer meine Freunde waren, die trinken jetzt nicht mehr. Ich war damals viel in der Clubszene in Berlin unterwegs. Da zieht mich nichts mehr hin, weil ich keine Drogen mehr nehme und keinen Alkohol mehr trinke. Ich tanze gerne und werde es sicherlich auch noch mal noch mal tun, aber meine Interessen haben sich einfach verlagert. Auch wo und mit wem ich meine Zeit verbringe, ist anders. Alkohol spielt da keine Rolle.

Dolores: Ich muss wirklich eine Lanze brechen für das Jahr 2022. Meine Freunde trinken alle nicht mehr. Sie müssen in ihrem Job wahnsinnig viel leisten, und es ist auch nicht mehr schick. Früher wurde bei jeder Theaterproduktion schon vormittags getrunken. Heute ist das nicht mehr vorstellbar. Dafür sind alle zu professionell. Von Spießertum ist beim Nichttrinken nicht die Rede. Das war spießig in den 60er und 70ern. Aber jetzt bedeutet das Vernunft.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Sabine: Alkohol kommt also aus der Mode. Empfindest du das auch so?

Vlada: In den Kreisen, in denen ich mich jetzt bewege, wird das immer stärker. Es gibt auch sehr viele Firmen, die jetzt alkoholfreie Alternativen anbieten.

Sabine: Das ist wirklich auffällig in den letzten Jahren.

Dolores: Auch Autofahrer können nicht mehr saufen. Das war vor einigen Jahrzehnten selbstverständlich, dass wir blunznfett durch halb Wien gefahren sind mit unserem Auto nach dem Wirtshausbesuch. Das geht nicht mehr. Wir waren früher mal in einem Lokal gegenüber von der Polizei und der Wirt hat dann gesagt „Ihr müsst jetzt alle noch heimfahren. Ich werde der Polizei gegenüber sagen sie sollen euch nachfahren, dass ihr keinen Unfall habt.“

Betäuben von Gefühlen

 

Sabine: Dolores, welche Ängste hast du? Was du betäubt habt?

Dolores: Ich wurde mit vier missbraucht von meinem eigenen Vater. Ich bin da erst mit 45 Jahren in der Therapie draufgekommen. Ich war ein Angststörungskind und hatte immer Angst. Meine Kindheit war schrecklich. Auch die Ehe meiner Eltern trug dazu bei, die mich traurig gemacht hat. Aber vor allem, dass der Vater auf 4-jährige gestanden hat, mich mit sechseinhalb, als ich ein bisschen mollig wurde, nicht mehr angeschaut hat. Das hat mein Leben vergiftet, dass meine große Liebe, der Vater, mich nicht mehr anschaut. Das war schon sehr hart. Da hat mir der Alkohol unglaublich geholfen. Ich war dann zum Ersten Mal gut drauf und hab lachen können.

Sabine: Du bist auch, der seit jeher Themen bespricht, die sonst keiner anspricht.

Dolores: Ich habe da andere Tabu-Grenzen. Ich habe auch immer über Sexualität ganz offen geredet und finde, Gewalt aufzuzeigen ist ganz wichtig. In unserer Gesellschaft sind die Tabus so komisch und ich kann das nicht nachvollziehen.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Sabine: Der Alkohol hat dir geholfen, die Ängste nicht mehr zu spüren. Was hast du betäubt Vlada?

Vlada: Ich habe auch sehr häufig Klientinnen, die ein Thema mit sexueller Gewalterfahrung haben. Das ist wirklich sehr weitverbreitet. Ich habe zum Glück diese Erfahrung nicht machen müssen und ich hatte auch sonst kein traumatisches Erlebnis. Also wenn ich auf meine Kindheit zurückschaue, dann hatte ich eine schöne Kindheit. Ich habe mich auch immer von meinen Eltern geliebt gefühlt. Nur was bei mir passiert ist, war, dass ich nicht gelernt habe mich selbst zu lieben. Ich habe schon mit zwölf Jahren meine erste Diät gemacht, weil ich damals Model werden und in irgendein Bild passen wollte. Das war alles so anstrengend. beim Feiern konnte ich loslassen und das war das Ventil, was ich, was ich genutzt habe.

Dolores: Hattest du auch eine Essstörung? Ich war jung in den 60er und 70er Jahren – die Zeit von Twiggy. Ich musste auch Diäten machen, wenn ich einen Film gemacht habe. Das war schrecklich.

Vlada: Ich war tatsächlich eine Zeit lang bulimisch. Das hatte aber tatsächlich was mit Männern zu tun, die mir gesagt haben, dass ich zu dick sei. Ich war schon immer schlank und nie dick. Aber von meinem ersten Partner hörte ich da etwas anderes. Das hat sich so eingeprägt und es hat nur ein paar Wochen gedauert – da war ich ein Strich in der Landschaft.

“Was diese Bewegung erreichen möchte, ist, dass sich Menschen trauen aufzuhören, bevor sie abhängig werden.” – Vlada Mättig

Von einer Sucht zur nächsten

 

Sabine: Dolly du sagst eine Sucht geht, eine Sucht kommt. Wie meinst du das?

Dolores: Ich hatte ein wildes Leben mit Männern. Ich bin nun ma Masochistin und habe das immer seelisch ausgelebt. Deshalb habe ich mir immer Männer gesucht, die ich nicht kriegen konnte, weil ich unglücklich sein wollte. Dadurch wurde ich beziehungsunfähig und brachte Männer, die lieb zu mir waren, so weit, dass sie gehen wollten. Dann kam die Kaufsucht, wo ich dann mein Haus verkaufen musste. Jetzt zuletzt waren es dann Computerspiele. Da saß ich dann nächtelang, spielte, trank Cola und rauchte vier Packerln Zigaretten.

Vlada: Ich hatte auch diesen Fall. Das nennt man Suchtverlagerung. Erst war es die Essstörung. Ich habe immer super viel Sport getrieben. Das hatte auch Suchttendenzen. Der Alkohol kam hinzu. Ich habe dann angefangen mit Rauchen und habe quasi den Alkohol durch das Rauchen ersetzt. Das Rauchen ersetzte ich dann durch Kaffee. Kaffee und Zucker war meine der letzte Stängel, an den ich mich jetzt zwei Jahre geklammert habe. Jetzt habe ich es geschafft, dem Kaffee und dem Zucker ade zu sagen. Ich kann gerade von mir behaupten, ich habe momentan nichts, was irgendwelche süchtigen Tendenzen hat.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Dolores: Also, du bist auf diesem herrlichen Trip, den ich nie erreichen werde, weil ich zu alt dazu bin.

Vlada: Ich habe das im Griff durch meine Methoden. Aber das ging auch nicht von heute auf morgen, sondern es war ein langer Weg. Ein halbes Jahr in die Klinik, um den Alkohol zu lassen. Die Zigaretten habe ich mir noch erlaubt. Aber irgendwann musste auch das weg. Das war auch wieder ein Entzug, den ich machen musste und es ist anstrengend. Dann habe ich mich immer weiter nach vorne getastet und mir hat tatsächlich das Kundalini Yoga sehr geholfen, weil das nicht das klassische Yoga ist, das wir kennen. Das ist ein Tool, was dein Nervensystem komplett entspannt. So entspannt, wie nach dieser Praxis, war ich vorher nie.

Aber nicht, dass ich jetzt ein falsches Bild erzeuge. Ich bin jetzt nicht irgendwie erleuchtet und schwebe den ganzen Tag durch die Gegend. Ich lasse nur meinen Emotionen freien Lauf, die ich vorher runtergeschluckt habe. Dem lasse ich jetzt Raum und dann raste ich mal aus und dann ist das aber draußen. Danach komme ich wieder zur Ruhe. Ich habe gesunde Kanäle für das gefunden, was in mir ausgedrückt werden möchte.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Weiblicher Suff

 

Sabine: Also in österreichischen Krankenhäusern steigt der Frauenanteil beim Alkoholentzug immer mehr und liegt derzeit bei über 32 Prozent. Warum glaubt ihr, dass immer mehr Frauen dem Alkohol verfallen?

Vlada: Ich lebe in derselben Welt wie ein Mann. Was jetzt die Abhängigkeit oder die Gründe, weswegen wir abhängig werden, angeht, unterscheiden die sich nicht so sehr voneinander. Jetzt könnte man vermuten, dass sich mittlerweile mehr Frauen trauen, sich Hilfe zu suchen. Als ich in der Klinik war, gab es definitiv einen Männerüberschuss. Jetzt in der Sobriety-Szene ist ein Frauenüberschuss. Deswegen wäre es spannend zu erforschen: Trinken wirklich Frauen jetzt mehr oder suchen sie sich mittlerweile nur häufiger Hilfe?

Dolores: Ich sehe das verwurzelt in der Historie. Es war verpöhnt für Frauen im 19. Jahrhundert zu trinken. In den bürgerlichen Kreisen war es nicht denkbar, dass eine Frau ein Räuscherl hat am Ende eines Balles. Da war eine betrunkene Frau ein No-Go.

Vlada: Ich stehe im guten Kontakt zu einer Frauen-Selbsthilfegruppe aus Berlin und die Leiterin meinte, dass Frauen einfach sehr lange warten, bis sie sich Hilfe suchen. Außerdem würden Frauen eher heimlich konsumieren. Besonders jene, die mitten im Berufsleben stehen. Mütter sind Ehefrauen, die so verschiedene Rollen haben, denen sie gerecht werden möchten oder müssen. Da wird Alkohol dann genutzt, um dem Druck standzuhalten. Was ich auch sehr spannend fand, war folgende Aussage: Es ist wahrscheinlicher, dass ein Mann eine trinkende Frau verlässt als andersrum.

Klicken Sie auf den Button, um den Inhalt von Instagram zu laden.

Inhalt laden

Ein neues System

 

Sabine: Wenn ihr jetzt etwas Neues in ein System bringen könntet, wo wir offen über Dinge wie Alkoholabhängigkeit, Trauma, Missbrauch und Gewalt sprechen – was wäre das?

Vlada: Der Grund wieso ich überhaupt mit meiner Arbeit begonnen habe: Sei mutig und trau dich, deine Stimme zu erheben.

Dolores: Ich habe immer Johanna Dohnal bewundert, die eine sehr berühmte Feministin in Österreich und dann Frauenministerin war. Sie hatte damals Anfang der 80er mit Männern zu kämpfen, die eine ganz andere Generation von Machos waren. Da gab es regelrechten Frauenhass. Ich wünsche mir, dass Frauen aktiver werden beim Kämpfen. Das wäre mein Credo. Wenn jemand zwei Burschen ein Mädchen auf der Straße anpöbeln, dann bin ich dort und helfe. Zivilcourage ist ein wichtiger Punkt.

Anmerkung der Redaktion: Vlada Mättig hat mittlerweile ihren Podcast und ihr MeSober-Projekt eingestellt. Wir sind gespannt auf die neuen Wege, die sie beschreiten wird.

Share the wild and golden content