Article by Magdalena Mösenlechner

Hollywoods Alkoholproblem: Filme und Serien die absaufen

Handlung, Saufen, Abspann – Filme, in denen kein Alkohol getrunken wird, sind sehr rar gesät. In Hollywood scheint es unmöglich zu sein eine Handlung nicht mit Hochprozentigem zu würzen. Irgendwie auch verständlich, denn Alkohol markiert die Wendepunkte fahler Geschichten. Ein Charakter ist unglücklich? Man drücke ihm einen Drink in die Pfote. Die Handlung wirkt etwas träge? Wie wäre es mit einem wilden Besäufnis. Wir haben uns ein paar Filme und Serien rausgepickt, um sie näher zu betrachten.

Bad Moms

 

Eine Mutter versucht ihre Zeit aufzuteilen zwischen Vollzeitjob, zwei Kindern, Pflichten in der Schule und ihrem Ehemann – der sie in all dem nicht unterstützt. So weit, so nah an der Lebensrealität vieler Frauen. Als ihr Mann sie auch noch betrügt, beschließt Amy ihre Ketten loszureißen und auf alle Verpflichtungen zu pfeifen. Sie wird eine „Bad Mom“ und genießt ihre Freiheit. Diese findet Amy wie es scheint am Boden einer Flasche, denn der restliche Film wird durchgesoffen. Alkohol ist eine völlig akzeptable Copingstrategie. Probleme einfach wegzutrinken, funktioniert sicher spitze. Nicht.

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Modern Family

 

Das Mutterdasein scheint zwangsweise mit einem übervollen Weinglas einherzugehen. In der Mockumentary Modern Family kann man über elf Staffeln hinweg Claire Dunphy beim Trinken zuschauen. Die „Mom-of-Three“ ist in der Serie öfter mit einem Drink in der Hand zu sehen, als nicht. Claire braucht den Alkohol für alles Mögliche – um Familienzusammenkünfte zu überstehen, um am Ende eines langen Tages zu entspannen, um in Stimmung für Sex mit ihrem Ehemann zu kommen und um an Krankheitstagen trotzdem im Büro zu erscheinen. Dafür wird auch gerne ein fescher Frühstücks-Smoothie gemixt, bestehend aus Wein und NyQuil (Hustensaft mit drei verschiedenen Schmerzmitteln). Auch ihrer eigenen Tochter empfiehlt sie bei Liebeskummer sofort mit akutem Daydrinking zu reagieren. Zusammengefasst: Frau sein ist scheiße, Mutter sein erst recht. Auf Hilfe ist nicht zu hoffen, außer natürlich in flüssiger Form. Und das ist voll in Ordnung so. Zumindest in der Film-Welt.

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Sex and the City

 

Unangenehme Situationen kann man auch mit Cosmopolitans aufwerten. In Carrie Bradshaws Welt geht es um schlechte Dates, guten Sex und das Leben als erfolgreiche Frauen in der großen Stadt. Um diese Handlung zu sehen, müssen Zuschauer aber erst einmal Moses spielen und das Meer aus Cocktails teilen, in dem die Serie zu ertrinken scheint. Wenn es allen gutgeht, gibt’s Drinks. Und wenn es allen schlecht geht, gibt’s Drinks. Ein gefülltes Martiniglas scheint die Antwort auf alles zu sein. Sei es nun die unangenehme Begegnung mit dem Exfreund, oder das erste hoffnungsvolle Date mit jemand Neues. Manchmal führen Beziehungstraumata tatsächlich dazu, dass man gerne in die nächstgelegene Bar hüpfen möchte. Kummer lässt sich, wie man bei Bradshaw und Co. erkennt, sehr gut mit Alkohol beiseiteschieben. Aber genau das und nicht mehr schafft Hochprozentiges letzten Endes. Er verschiebt Trauer kurzfristig nach hinten, aber keine der unangenehmen Situationen wird verarbeitet. Um es in Carries Stil zu sagen: Wieso haben wir es am Ende der rauschenden Liebe so eilig, in den Rauschzustand zu verfallen?

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James Bond

 

Geschüttelt, nicht gerührt! Und mit extra Leberzirrhose bitte. Kein Wunder, dass das berühmteste 007-Zitat so feuchtfröhlich daherkommt. Denn unser Lieblingsspion hat – neben Frauen belästigen und schlechter Titelmusik – eine große Passion: Wodka Martini und bitte reichlich. Ein echter männlicher Männer-Mann hat eben zu trinken.  In 24 Bond-Filmen nippt der durstige James an insgesamt 109 Drinks. Noch flüssiger schwimmen die Bücher daher, denn dort kommt Mister Bond auf frische 92 Einheiten Alkohol pro Woche. James scheint darauf zu vertrauen, dass man wirklich zweimal lebt, trotzdem muss seine Leber mittlerweile ein Hauch von Tod umwehen. Bei so viel Suff kommt die Frage auf, ob es sich tatsächlich um einen Meisterspion handelt, oder einen Sturzbetrunkenen, der im Delirium von Goldfinger und Octpussy träumt. Die einzigen Liebesgrüße aus Moskau, mit denen Bond rechnen kann, scheinen eher aus der Wodkaflasche zu kommen.

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Bad Teacher

 

Mütter trinken, Gesetzeshüter scheinbar auch, da fehlen nur noch – ja genau – Lehrerinnen. In Bad Teacher dreht es sich um Elisabeth Halsey, deren größter Wunsch darin liegt ihren Lehrberuf an den Nagel zu hängen, indem sie sich einen Mann mit Geld angelt. Abgesehen von dem veralteten Klischee einer Frau, die nur so lange arbeitet, bis sie nicht mehr muss, porträtiert der Film Elisabeth als irrsinnig cool und abgebrüht. Und wie wird eine Frau als cool und abgebrüht dargestellt? Ganz klar, sie muss nur klassisch männlich konnotierte Eigenschaften annehmen, wie zu viel trinken, rücksichtslosen Opportunismus und natürlich vulgäre Sprache. In ihrem Lehrerinnentisch an der Schule ist ein Geheimfach für Wodka und Gras. Das ist aber kein klares Anzeichen für ein Suchtproblem, wie käme man denn darauf. Stattdessen ist trinken bei der Arbeit nur eine weitere Ausprägung ihrer vollendeten Coolness.

The Big Bang Theory

 

Man nehme vier Wissenschaftler und eine fesche Kellnerin – fertig ist die Sitcom für Nerds rund um den Globus. In späteren Staffeln ergänzt sich der Cast um zwei weibliche Wissenschaftlerinnen, also könnte man der Serie sogar einen gewissen Fortschritt andichten. Sehr fortschrittlich wird aber mit Problemen im Leben nicht umgegangen, wie man gut an Penny sieht. Sie ist Kellnerin in der Cheesecake Factory und wird hauptsächlich rund um ihr Aussehen inszeniert. Grips wird ihr nicht attestiert, dafür hat sie immer ein Glas Vino in der Hand. Denn Penny möchte gern Schauspielerin werden und das etwa zehn Jahre lang. Der Erfolg bleibt aus, die Copingstrategie bleibt dieselbe.

„Penny, du scheiterst jeden Tag. Wie gehst du damit um?“ – „Ich trinke.“

 

Ihre Inszenierung als Part-Time-Alcoholic geht sogar so weit, dass Fans irgendwann auf die Barrikaden stiegen und besorgt über ihr Alkoholproblem diskutiert wurde. Gerüchteweise haben sich die Schreiberlinge von der Kritik um die ständige Sauferei nämlich beeinflussen lassen, und Penny in den letzten Staffeln der Serie eine etwas gesündere Einstellung zum Hochprozentigen gedichtet. Ab und an sieht man sie sogar mehrere Minuten am Stück ganz ohne Likör im Bild.

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Film ist Film und Hollywood stellt nicht immer die Realität dar. Dinge werden absichtlich überspitzt dargestellt, um Lacher zu kassieren und Alkohol scheint der einfache Weg, wenn es um lustige Eigenheiten von Charakteren geht. Aber auch künstlerische Freiheit rechtfertigt keine 100 Drinks die Woche. Und wenn der Held oder die Heldin beherzt zur Flasche greift bei jeder noch so kleinen Widrigkeit im Leben, fühlen wir uns darin bestätigt unsere Probleme ähnlich anzugehen. Der unschöne Teil nach dem Suff findet sich aber nicht auf den Bildschirmen wieder. Vielleicht sollten wir beim nächsten AA-Treffen Ausschau halten nach Mister Bond und Co.

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