Article by Julia Roschinsky

Wie Pornos unsere Sexualität ruinieren

Pornos sind nicht nur Videos, die man sich ansieht und danach wieder abschaltet. Sie bleiben im Gehirn haften und hinterlassen Spuren.

 

Sowohl Frauen als auch Männer leiden unter einer der größten Industrien auf diesem Planeten: Zirka 1/3. der Videos im Internet sind pornographische Inhalte.

 

Aber was bleibt wirklich haften, wenn man sich Pornos ansieht?

Das Frauenbild

 

Glatt rasiert und perfekter Po plus Brüste: Die Messlatte für das Aussehen der Frau wird höher gelegt als die des Mannes je sein könnte,

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt die Realität. Immer wieder hört man von Schönheitsoperationen, von der Nase bis zur Vulva ist nichts echt. Gerade in Pornographie, die nicht auf ethische Standards beim Dreh achtet, kommt es in der Industrie zu Zwang, einen perfekten Körper in die Kamera zu zeigen.

Das Ergebnis einer Operation lässt sich natürlich sehen. Was man nicht sofort sieht, ist die verzerrte Erwartung, die nun auf Frauen gelegt wird. Denn nicht jede Vulva ist perfekt symmetrisch und nicht jede Brust gleich groß. Unbewusst entsteht ein entfremdetes Frauenbild.

Aber diese Schönheitsoperationen finden nicht nur außerhalb des Pornos statt. Eine kurze Google-Suche öffnet eine neue Welt: Mittlerweile gibt es einen Markt für Pornos, die während oder nach einer Schönheitsoperation stattfinden. Die Thematik wird im Medium selbst aufgegriffen. Schönheitsoperationen sind nicht nur eine Norm in dieser Industrie, sondern ein Topic, das romantisiert und sexualisiert wird.

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Wie kommt eine Frau zum Orgasmus?

 

Würde man pubertierende junge Männer mit dieser Frage konfrontieren, deren sexuelle Erfahrung aus einer Mischung aus Porno und erstem Mal betrunken auf einer Party besteht, würden sehr unrealistische Antworten kommen.

Aus meiner eigenen Erfahrung war es als Frau immer spannend zu hören, wie sich beispielsweise Jungen in der Schule gegenseitig hochgelobt haben, wie lange ihr Penis doch sei oder wie ihre Freundin mehrmals beim Sex auf der Schultoilette gekommen ist. Selbstverständlich wusste damals jedes Mädchen, dass die Geschichte mit dem mehrfachen Orgasmus auf einer kalten Toilettenarmatur nicht so ganz der Wahrheit entsprechen kann.

Junge Männer sind aber sehr oft überzeugt, dass sie durch einfache Penetration ohne Vorspiel Frauen besser als jeder Pornstar befriedigen könnten. Spannend ist hier die Dissonanz zwischen Realitität und Porno: So gibt es diverseste Studien, die zeigen, dass nur etwa 20% der Frauen beim Sex immer kommen. Von Frauen, die nie oder fast nie kommen, möchte man gar nicht anfangen.

Nicht nur im Porno wird hier ein völlig falsches Bild vom weiblichen Orgasmus vermittelt. Dieses fängt schon viel früher an. Sei es in der Schule in Sex-Education, wo man vielleicht noch lernt, richtig zu verhüten, alles darüber hinaus aber sowieso Tabu ist, oder in TV-Shows, wo man ab und zu eine Missionary-Sexszene zu sehen bekommt, bei der der Mann am Ende kommt.

 

Das Objekt “Frau”

Kein Mann hat das Recht auf den Körper einer Frau. Oder etwa doch?

In der Pornoszene sind sogenannte “Power-Dynamics” sehr beliebt. In heteronormativen Videos sieht das Ganze dann so aus: Der Mann ist dominant, die Frau ihm untergeben und er macht mit ihr, was er möchte.

Grundsätzlich ist mit dieser Fantasie nichts falsch, es gibt allerdings einen großen Hacken, der oftmals fehlt: “Consent”.

Die Einvernehmlichkeit aller Beteiligten wie auch das Verständnis, dieses jederzeit widerrufen zu können, fehlt in fast jedem Video. Eine einfache Frage nach der Einvernehmlichkeit würde schon ausreichen, um dieses Problem zu beheben.

Problematisch wird das nämlich, wenn es in die Realität übertragen wird. So ist ein beliebtes Element, das auch gerne gezeigt wird, “Choking”, zu Deutsch nichts anderes als den Hals des Partners zu würgen. Abgesehen davon, dass diese Praktik gefährlich ist, ist so etwas ohne Consent absolut tabu. Genauso tabu ist eine Power Dynamic, wenn diese nicht ausdiskutiert wurde.

Denn ohne Consent wird die Frau nur als Objekt betrachtet. Ohne Consent sind solche Praktiken eines: Sexueller Missbrauch.

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Die Ansprüche an den Mann

 

Leiden auch Männer unter Pornos? Abgesehen von Penisgröße gibt es auch hier viele Einflüsse, die sich bemerkbar machen.

Als Grundlage muss man hier setzen, dass Männer durchschnittlich mehr Pornos schauen als Frauen. Dementsprechend wirken Einflüsse wie verzerrte Bilder von Sex oder auch Pornosucht mehr auf Männer ein. Schon das Thema Pornosucht kann zu einem ernsthaften Problem werden: Wie auch bei jeder anderen Sucht leiden die Betroffenen und kommen nicht ohne ihre “Droge” aus. Das wirkt sich natürlich auf Gehirn und Körper aus.

Wo wir schon bei Körper sind, ist ein weiteres Thema der Performance Druck, der nicht zu unterschätzen ist. Von Topics wie “Wie befriedige ich eine Frau richtig” zu “wie kann ich länger im Bett durchhalten” bis hin zu “wie bleibe ich überhaupt steif” lastet auch auf Männern Druck, abzuliefern.

Oftmals werden Männer als der aktive Part dargestellt, der alle Teile des Aktes übernehmen muss. Dadurch baut sich natürlich ein Druck auf, gut genug zu sein. Gerade mangelnde Aufklärung beim Sex und verzerrte Bilder setzen Erwartungen an Männer, die einfach nicht erfüllbar sind.

Sollten wir aufhören, Pornos zu schauen?

 

Grundsätzlich wäre es gut, auf ethisch produzierte, einvernehmliche Pornos zurückzugreifen und diese in gesundem Maße zu konsumieren.

Viel wichtiger als diese Frage ist jedoch, mit den Sexualpartnern zu reden. Oftmals kommen Druck, Ansprüche und Grenzenüberschreitungen durch eines zustande: Mangelnde Kommunikation und falsche Aufklärung.

Auf den Partner oder die Partnerin einzugehen ist das Mindestmaß. Von jedem Menschen lässt sich hier etwas lernen.

Denn das allerwichtigste Wort, dass beim Sex zählen muss, ist:

CONSENT

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